Passt es oder passt es nicht?

logo_forgen_w„Letztendlich lassen sich alle komplexen Aufgabenstellungen der forensischen Genetik auf diese eine Frage reduzieren: passt es oder passt es nicht“, erklärt PD Dr. Nicole von Wurmb-Schwark, Mitinhaberin und Fachabstammungsgutachterin von ForGen, der Forensischen Genetik am Institut für Hämatopathologie Hamburg.

Nach erfolgreichem Akkreditierungsverfahren hatte das ForGen-Team am 14. Oktober 2016 geladen, um die offizielle Eröffnung seiner Räumlichkeiten mit Häppchen, Laborführung und spannenden Vorträgen rund um die Spezialgebiete Abstammungsanalysen und Spurenuntersuchungen zu feiern. Rechts- und Staatsanwälte, Kripobeamte und Richter, Pathologen und Biologen waren der Einladung gefolgt.

40 Jahre Erfahrung bringt das dreiköpfige Team mit und kann über 100 Veröffentlichungen zu unterschiedlichen Themen vorweisen. Kurzweilig berichteten PD Dr. Nicole von Wurmb-Schwark, Dr. Jan-Hendrik Modrow und PD Dr. Thorsten Schwark über neueste Methoden, Erfolge und Diskussionen in der forensischen Genetik.

leinwandIm Laufe des Nachmittags erfuhr man, dass die in Fernsehkrimis gern genutzte Haarbürste gar nicht besonders gut geeignet ist, um eindeutige DNA zu finden. In ForGen-eigenen und publizierten Untersuchungen zeigte sich, dass weit mehr als die Hälfte der Haarbürsten und Kämme DNA von mehreren Personen an sich tragen. Da kann auch schon einmal der Besucher nachweisbar sein, der sich schnell einmal die Bürste ausgeliehen hat. Zahnbürsten sind deutlich besser, aber auch hier zeigten sich in fast 30 % der Fälle Mischspuren von mehr als einer Person an den Borsten. Am sichersten bleibt der Vergleich mit Verwandten.

Außerdem wurde dargelegt, warum nicht immer nur die Fingernägel sichergestellt werden sollten, sondern auch ganze Finger abgerieben werden sollen. Unter den Fingernägeln kann sich tagelang DNA einer anderen Person befinden, je nach Hygienestatus und Fingernägeln der jeweiligen Person. Entsprechend kann z.B. nach einer Tat der direkte Kontakt von vor drei Tagen nachgewiesen werden, der mit dem aktuellen Tatgeschehen gar nichts zu tun hatte. An den Handflächen und den Fingern hingegen finden sich leichter die aktuellen Kontakte zu einer anderen Person.

Erläutert wurde detailreich, warum ForGen bis zu 24 polymorphe genetische Merkmale und einen Marker für die Geschlechtsbestimmung untersucht, um eine eindeutige Abstammungsanalyse vorzulegen.

Zum Schluss wurde die Zukunft der forensischen Genetik ins Visier genommen: Dr. Modrow prophezeite mehr Laser Mikrodissektionen, verstärkten Einsatz von Next Generation Sequencing (NGS) oder Massive Parallel Sequencing, genannt (MPS). Außerdem werden Datenbanken mit all ihren Problemen wie Qualitätssicherung und Datenschutz eine immer größere Rolle spielen.

» Ausführliche Informationen über Abstammungsanalysen und Spurenuntersuchungen und die jeweiligen Methoden auf der ForGen-Webseite
» Tatortbesprechungen von ForGen auf dem Pathoblog