Ovarialkarzinom: Mutation im BRCA1/2 ist auch Biomarker für das Ansprechen einer Therapie

Mit dem obligaten molekularpathologischen Mutationsnachweis im BRCA-1- oder BRCA-2-Gen vor Gabe von Olaparib erhielt BRCA eine wichtige Rolle in der Molekularpathologie: Neben der seit längerem etablierten Rolle zur Risikostratifizierung beim familiären Mamma- und Ovarialkarzinom, ist BRCA nun auch prädiktiver Biomarker für das Ansprechen einer medikamentösen Therapie.

Seit Dezember 2014 gibt es für erwachsene Patientinnen mit einem Platin-sensitiven Rezidiv eines BRCA-mutierten (Keimbahn und/oder somatisch) high-grade serösen Ovarialkarzinoms, Eileiterkarzinoms oder primären Peritonealkarzinoms, die mit kompletter oder teilweise auf Platin-basierte Chemotherapien ansprechen, eine neue zielgerichtete Therapieoption. Der PARP-Inhibitor Olaparib (Lynzpara®; Firma Astra Zeneca) kann bei diesen Patienten als Monotherapie in der Erhaltungstherapie eingesetzt werden. Zuvor muss jedoch eine BRCA1/2-Diagnostik am Tumorgewebe durchgeführt werden, da in der Phase-II-Zulassungsstudie nur die Ovarialkarzinom-Patientinnen mit einer BRCA1/2-Mutation signifikant besser als Plazebo ansprachen (Progressionsfreies Überleben 11,2 versus 4,3 Monate, HR 0,18; 95% KI 0,10-0,31). 1

Molekularpathologie BRCA1/2 erfasst alle Mutationen

Der Bundesverband Deutscher Pathologen informierte in einem Rundschreiben im März 2015, dass BRCA nun erstmals auch als Biomarker zur Vorhersage des Ansprechens auf eine medikamentöse Therapie dient und damit in den Bereich des Nachweises somatischer Mutationen am Tumorgewebe durch die Pathologie fällt. Für die Therapieentscheidung Olaparib ist die molekularpathologische BRCA1/2-Untersuchung am Tumorgewebe besser geeignet als die Blutuntersuchung, da sie nicht nur Keimbahnmutationen nachweist, sondern alle therapierelevanten Mutationen erfasst. 2

Gendiagnostikgesetz nicht relevant

Der Nachweis der BRCA-Mutationen am Tumorgewebe mit dem Ziele der Vorhersage, ob die Patientin mit Ovarialkarzinom auf die medikamentöse Therapie mit Olaparib anspricht, fällt nicht unter das Gendiagnostikgesetz. Die BRCA1/2-Testung am Tumorgewebe erfordert deshalb keine Aufklärung nach dem 3

Erklärungen

BRCA = Breast Cancer oder Brustkrebsgen
PARP = Poly-ADP-Ribose-Polymerase
Olaparib = Olaparib hemmt das Enzym Poly-ADP-Ribose-Polymerase, die an DNA-Reparaturmechanismen beteiligt ist. Bei Patientinnen mit einer Mutation im Tumorsuppressorgen BRCA hält PARP die Replikation aufrecht. Wird PARP inhibiert, setzt bei diesen Tumorzellen die Apoptose ein. Bei Zellen mit nicht mutierten, d.h. funktionierendem BRCA-Gen wirkt PARP nicht.

Weitere Informationen

» Information der KBV zur Testung (PDF)

  1. Ledermann J et al. Olaparib maintenance therapy in patients with platinum-sensitive relapsed serous ovarian cancer: a preplanned retrospective analysis of outcomes by BRCA status in a randomised phase 2 trial. Lancet Oncol 2014;15(8):882-861
  2. Bund Deutscher Pathologen e.V. Rundschreiben Molekularpathologie/BRCA. 18.3.2015
  3. Deutsche Gesellschaft für Pathologie e.V und Bund Deutscher Pathologen e.V. Informationsschreiben Molekularpathologie BRCA1/2-Diagnostik am Tumorgewebe. 23.3.2015