Oropharynxkarzinom: „Home made“-Test detektiert exakte high-risk HPV-Stämme

Die beiden gängigen Testsysteme zum Nachweis der high-risk-Stämme des humanen Papillomavirus (HPV) in Zervixkarzinomen haben bei der Detektion von HPV aus Oropharynxkarzinomen deutliche Schwächen in der Sensitivität. „Home made“-Tests, die auf dem Nachweis des Proteins E6 basieren, detektieren sensitiver und exakt die beim Oropharynx-Karzinom wichtigen HPV-Stämme.

Der direkte Zusammenhang zwischen HPV und Zervixkarzinom ist lange bekannt. Die mukosalen HPV-Genotypen werden je nach Assoziation mit dem Tumor in high risk (HR) und low risk (LR) eingestuft. Aber auch bei der Onkogenese von Kopf-Hals-Karzinomen spielt HPV eine Rolle. Die Inzidenz der HPV-assoziierten Oropharynxkarzinome ist infolge veränderter Sexualgewohnheiten in den letzten Jahrzehnten stark 1 Nicht mehr nur hoher Alkohol- und Tabakkonsum, sondern , auch HPV, insbesondere HPV16 gelten nun mehr als Ursachen. 2 Ein aktueller Review bestätigt, dass HPV-positive Plattenepithelkarzinome des Oropharynx eine günstigere Prognose als HPV-negative Tumoren haben, unabhängig, ob sie bestrahlt oder operiert wurden. 3 Bei HPV-negativen Tumoren ergab die primäre Radiotherapie im Vergleich zur primären Operation Rezidive, Progression oder Tod. Umso wichtiger ist der genaue Nachweis der individuellen HPV-Typen mit möglichst wenigen falsch positiven Ergebnissen.

Die Standard-Tests

Der bekannteste und verbreitetste Nachweistest ist der digene Test von Qiagen (Hybrid Capture  2, HC2), der mit DNA-Hybridisierung 18 HPV-Typen erkennt. Allerdings gibt das Testergebnis keine individuellen HPV-Typen, sondern nur „high risk“ oder „low risk“ an. Die zweite Methode ist eine spezifische PCR der high-risk-Stämme, am verbreitesten ist der meist automatisierte AMPLICOR HPV-Test von Roche. Ein Vergleich dieser beiden Tests zeigte bereits im Jahr 2006, dass beide Methoden mit 10-15% eine hohe Rate von falsch positiven Ergebnissen aufweisen. 4 Trotzdem gelten sie noch als Goldstandard zum Nachweis von HPV beim Zervixkarzinom.

Bei der Detektion von HPV aus Oropharynxkarzinomen haben beide Tests deutliche Schwächen in der Sensitivität. Bei beiden fehlt der Stamm HPV67, der in zervikalen Abstrichen sehr selten, im Oropharynx-Karzinom aber möglicherweise deutlich häufiger ist. 5 6 HPV67 wurde bereits in diversen Studien in Oropharynxkarzinomen nachgewiesen und wird als „possibly cancerogenic“ definiert. Aber auch die Methodik der beiden Tests scheint für Kopf-Hals-Tumoren weniger geeignet. Der HC2-Test, der für Zellen aus Abstrichen generiert wurde, hat in Paraffin-fixiertem Tumorgewebe generell möglicherweise nicht genug Sensitivität, vor allem, da kein spezifischer Amplifikationsschritt durchgeführt wird. Für die Tumorgenese wird das Virus häufig (nicht immer) in das Genom der Wirtszelle integriert, manchmal ohne das virale Kapsid-Gen L1. In dieser Situation kann L1 nicht nachgewiesen werden. Die beiden tatsächlich onkogenen Proteine sind E6 und E7, von denen eines von beiden immer vorhanden sein muss. 7

Der Home-made-Test

Der im Institut für Hämathopathologie und das MVZ Hanse Histologikum  verwendete „home-made“-Test ist eine stammspezifische Multiplex-PCR, basierend auf dem Nachweis des E6 Proteins. Die nachgewiesenen HPV-Stämme sind dieselben wie in den beiden beschriebenen Tests, zusätzlich werden noch weitere „möglicherweise kanzerogene“ Stämme sowie einige low risk-Stämme als Kontrolle detektiert. Außerdem werden die einzelnen Stämme mit dieser Methode exakt per Sequenzlänge bestimmt, sodass eine Fehlhybridisierung mit low-risk-Stämmen (falsch positiv) praktisch nicht vorkommen kann. Dadurch erhalten die Patienten mit der Diagnose den exakten Stamm und nicht nur die Information „high risk HPV“. Zur Sicherheit werden auch die drei häufigsten low-risk-Stämme detektiert. Mischinfektionen verschiedener Stämme können ebenfalls genau identifiziert werden.

  1. Kreimer AR et al. Evaluation of human papillomavirus antibodies and risk of subsequent head and cancer neck. JCO 2013; doi: 10.1200/JCO.2012.47.2738
  2. de Martel C etal. Global burden of cancers attributable to infections in 2008: a review and synthetic analysis. Lancet Oncol 2012;13((6):607-615
  3. Wang MB et al. HPV-positive oropharyngeal carcinoma. A systematic review of treatment ans prognosis. Otolaryngol Head Neck Surg June 29, 2015, doi: 10.1177/0194599815592157
  4. Sandri MT et al. Comparison of the digene HC2 assay and the Roche AMPLICOR human papillomavirus (HPV) test for detection if high-risk HPV genotypes in cervical samples. J Clin Microbiol 2006; 44(6):2141-2146
  5. Deng Z et al. Epstein-Barr virus and human papillomavirus infections and genotype distribution in head and neck cancers. PLos One 2014 Nov 18;9(11):e113702. doi: 10.1371/journal.pone.0113702. eCollection 2014
  6. Nichols AC et al. Does HPV type affect outcome om oropharyngeal cancer? J Otolaryngo Head Neck Surg 2013 Feb 1;42:9. doi: 10.1186/1916-0216-42-9
  7. Chai RC et al. Current trends in the etiology an ddiagnosis of HPV-related head and neck cancers. Cancer Med 2015;4(4):596-607