Der EndoClubNord ist ein zweitägiger internationaler Kongress, der im CCH in Hamburg stattfindet. Etwa 2500 Ärzte, Assistenzärzte, Pflegerinnen, Arzthelferinnen und Studenten nehmen jedes Jahr teil. Endoskopische Eingriffe und Operationen aus drei Hamburger Kliniken, den Asklepios Kliniken Barmbek (AKB) und Altona (AKA), sowie dem UKE, können live verfolgt werden. Dazu kommen zahlreiche Vorträge und Workshops zu neuen Techniken und Entwicklungen im Bereich Diagnose und Therapie.
Schon 2014 hätte ich gerne teilgenommen, aber an meinem Einsatzort, der AKB war zu viel anderes zu tun. 2015 hat es nun geklappt und das auch gleich als verantwortliche Ärztin für den Zuschnitt der Präparate.
Das ganz besondere am EndoClubNord ist, dass die Organisatoren es schaffen, den Besuchern nicht nur das endoskopisch-operative Vorgehen zu demonstrieren, sondern dass quasi über Nacht Präparate aufgearbeitet und befundet werden. So können die Kongressteilnehmer direkt vergleichen, was sie intraoperativ gesehen haben und was der Pathologe diagnostiziert. Sie erfahren, um welche Art Tumor es sich handelt und ob es gelungen ist, diesen vollständig zu entfernen.
Wie gelingt das? Am Freitag wird an den drei Kliniken endoskopisch operiert. Die Eingriffe werden live ins CCH übertragen. In der Zentrale in der Fangdieckstraße treffen ab Mittag mit einem gesonderten Transport die ersten Präparate ein. Je nach dem, wo die Operation stattgefunden hat, mal mit mehr und mal weniger ausführlichen Beschreibungen und Fotodokumentationen. Bei einigen Präparaten auch mit entsprechenden Markierungen zur Orientierung.
Bei uns steht ein kleines Team von MTAs bereit für die bis in die frühen Morgenstunden dauernde Aufarbeitung. Das Highlight sind sogenannte Submukosadissektate. Diese Methode ermöglicht es, Tumore, die auf die Schleimhaut von Magen und Darm beschränkt scheinen, nur durch Herausschneiden der Schleimhaut und des darunterliegenden Bindegewebes zu entfernen. Ein vergleichsweise schonendes Verfahren gegenüber einer Entfernung von Teilen des Magens oder Darms in einer offenen OP.
Das Ergebnis sieht folgendermaßen aus:
Wir haben die Aufgabe, alle Präparate aufzuarbeiten, zum Teil müssen Resektionsränder mit Farbe markiert werden. Dann heißt es warten. Fixieren, entwässern, in Paraffin gießen, schneiden, färben – das alles ist in den Händen der MTAs. Die ersten HE-Schnitte sind erst gegen 22 Uhr fertig.
Spannung im Team. Sind alle Farbmarkierungen zu sehen, sind die Abschnitte orthograd getroffen? Und noch wichtiger: wie sieht der Tumor aus, wie tief ist er gewachsen, bzw. ist er im Gesunden entfernt?
Alle Fälle werden noch spät abends oder am nächsten Morgen bis 7:00 Uhr vor dem Kongress vorbefundet und mit der Prof. Tannapfel von der Uni Bochum, die später die Befunde am Mikroskop demonstrieren wird, besprochen.
Dann um 9:00 Uhr startet am Samstag der zweite Kongresstag. Am Anfang werden Videos von den OPs gezeigt, danach die Fälle live am Mikroskop demonstriert. Das ist auch für mich ein großer Gewinn, Makroskopie und Histologie in so engem zeitlichen Zusammenhang korrelieren zu können. Die Präparate sind nahezu perfekt: die Farbe ist deutlich zu sehen, alles ist orthograd geschnitten. Die beiden MTAs sind Meister ihres Faches!
Während der Vorträge kämpfen wir gegen die kleinere Müdigkeitsanfälle und gehen am Nachmittag zufrieden nach Hause. Im November 2016 sind wir auf jeden Fall alle wieder dabei!