Als meine erste Appendix vor mir liegt, bin ich maximal aufgeregt. Das Diktiergerät, das meine Befundung aufzeichnen soll, ist mein Feind. Es kostet mich große Überwindung, da rein zu sprechen, noch dazu inhaltlich Sinnvolles, schließlich hören alle mit. Das Zusammenspiel mit dem Fußpedal klappt zunächst auch überhaupt nicht.
Auswendig wiedergeben war noch nie meine Stärke, Kollegin A. spricht mir quasi die Sätze vor. Aber nach gefühlter Ewigkeit sind die Diktate dann doch aufgezeichnet. Die richtigen Abschnitte der Präparate sind mit leicht schweißigen Händen herausgeschnitten und in Kassetten platziert.
Obwohl sehr viel Betrieb im Zuschnitteingang herrscht, erklärt A. mir immer wieder, was sie sieht. Mit ihrer Worthilfe darf ich nun nach und nach auch andere Organe zuschneiden. Sehen lernen und das Gesehene gut zu beschreiben ist eine herausfordernde Aufgabe. Was mich riesig freut ist, dass hin und wieder auch meine Anatomiekenntnisse gefragt sind.
Nach wenigen Tagen ist mir völlig klar, dass es zu keinem Erfolg führt, Sätze im Wortlaut nachzusprechen. Also nehme ich mir Zuschnittsanleitung und TNM-Klassifikation mit nach Hause. Ich möchte endlich für mich klar kriegen, was für welches Organ die entscheidenden Dinge sind.