Ich bin mit einem Kolon-CA das erste Mal allein. Keiner spricht mir Sätze vor. Und im Grunde habe ich ja auch alles im Kopf, was ich beschreiben muss. Die praktische Umsetzung des Ganzen gerät dann doch etwas chaotisch. Die Rückmeldung des Befunders lautet: „Bitte vorher überlegen und alles hintereinander abarbeiten, wie bei einem virtuellen Rundgang.“ Ich hatte zwar alles beschrieben, aber genau in der Reihenfolge, in der mir die Dinge eingefallen waren, die noch fehlten, ergo großes Chaos.
Das zweite Problem war für mich, was schneide ich ab? Bei derartig großen Präparaten passt einfach nicht alles in eine Kapsel. Die oberste Prämisse der Anatomie, so wenig wie möglich zerstören, war hierfür nicht sonderlich hilfreich.
Beim zweiten Kolon-CA läuft es schon besser. Wie lasse ich einen virtuellen Rundgang entstehen? Trotz der Hektik ist es ganz wichtig, die Ruhe zu bewahren. Ich schneide alles auf, schaue mir alles ganz genau ann und überlege, was ich sehe und was davon wichtig ist. Ich streiche alle Negativdiagnosen aus meiner Liste. Danach beginne ich zu diktieren, was ohne weitere Schnitte offensichtlich ist: geometrische Größen des Resektats und außen sichtbare Unregelmäßigkeiten. Dann das wichtigste: der Tumor, Abstände zu allen Rändern, wobei Weichteilresektionsrand lange eine Unsicherheit bleibt. Tumorgröße nicht vergessen. Jetzt schneide ich mal rein, Schnittfläche und Infiltrationstiefe folgen usw. usw. Ich denke daran, alles was ich beschrieben habe, auch im Zuschnitt repräsentieren, packe alles in Kassetten und diktiere die Legende. Fertig. Eine Kollegin gibt im Vorbeigehen den Kommentar ab, ich solle auch immer daran denken, die Satzzeichen mit zu diktieren. Satzzeichen?