Es geht los: Schnellschnitt

AlsSchnellschnitt-im-AKS ich auf den Auslöser meiner Kamera drücke, um den leitenden Facharzt der Außenstelle Asklepios Klinik Barmbek bei der Fotodokumentation eines Schnellschnittes aufzunehmen, liegen 20 Minuten konzentrierter Arbeit hinter uns. Der Schnellschnitt ist bearbeitet, die Diagnose durchgegeben.

Ich hatte eine Woche mit ihm diskutiert, dass ich jetzt, nicht erst kurz vor der Facharztprüfung, lernen müsste, Schnellschnitte zuzuschneiden; die Makro, um darin soviel Routine zu bekommen, dass die Schweißausbrüche ausbleiben, dieser Schritt schnell und richtig abläuft und auch hier Erfahrung entsteht in der Beurteilung, was man makroskopisch sieht. Mit Erfolg.

Unter seiner Supervision werde ich eingearbeitet. Nun darf ich die Makro machen – mit Schweißausbrüchen. 20 Minuten vom Eintreffen eines unfixierten OP-Präparates bis zur telefonischen Durchsage der Diagnose sind nicht viel.

Bei einem Magen, entnommen wegen eines Magenkarzinoms, bleiben nach Erfassen des Gewebes mit Eingangsnummer durch die MTA 19 Minuten. Nach Anschauen und Ertasten des Tumors durch den Arzt noch 18 Minuten. Hier werden in der Regel die Schnittränder untersucht, um zu klären, ob sich daran und damit an der Gegenseite im Patienten noch Tumorzellen befinden. Wenn ja, muss nachresiziert werden. Wenn nicht, ist der Tumor im Gesunden raus, alles gut.

Nach dem Tasten folgt die Entscheidung, ob man den Magen zuerst eröffnet für eine bessere Übersicht oder vorher die Ränder schneidet. Beide Vorgehensweisen haben Vor- und Nachteile. Unfixiert hat das Gewebe die lästige Eigenschaft, permanent wegzurutschen und sich genau in dem Moment zu verschieben, wenn Messer oder Schere schneiden, so dass eine Erfassung aller Wandschichten Ruhe und bisweilen sehr viel Geduld erfordert. Ruhe hat man aber nicht, denn 20 Minuten sind kurz. Konzentration, Erfahrung, ein gesundes Maß Gelassenheit braucht man.

In der 13. Minute sind beide Resektatenden entnommen – zu lang gebraucht, wie ich finde. Jetzt wird das Gewebe in einer Art Kleber gefroren und bei -20°C ein 2μm dicker Schnitt gefertigt, hoffentlich faltenfrei auf einen Objektträger gezogen, HE gefärbt und mit einem Deckglas versehen. Dies alles passiert im Hintergrund durch eine erfahrene MTA und wir haben Zeit den Tumor und den makroskopischen Abstand zu den Absetzungsrändern auszumessen. An der Speiseröhre wird es eng werden.

Jetzt, in den restlichen acht Minuten dann die eigentliche Befundung! Die Morphologie ist in nur gefrorenem, nicht Formalin-fixiertem Gewebe eine kleine Katastrophe. Trotzdem wird eine Entscheidung erwartet und aufgrund dieser entweder weiter operiert oder die OP beendet. In der 21. Minute dann Anruf im OP: Name und Geburtsdatum des Patienten nennen und den Befund mit dem Chirurgen besprechen. Diagnose: Tumorzellen am Absetzungsrand zur Speiseröhre! Im besten Fall haben sie noch Reserve und können noch 1 -2 cm wegnehmen. Etwa 15 Minuten später kommt das Nachresektat, es ist tumorfrei…